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und breite Schultern; der Kopf ist übermäßig groß, und das Ge-
sicht, aus dem die kleinen Augen wild herausblitzen, ist ungewöhnlich
breit. Sie zerschneiden sich in ihrer Kindheit mit unzähligen Rissen
Kinn und Wangen, um durch die vielen Narben das Wachsen des
Bartes zu unterdrücken. Lue leben von Wurzeln und rohem Fleisch,
das sie als Sattel auf das Pferd legen und durch Reiten mürbe
machen. Von ihrer Kindheit an streifen sie auf Bergen und in
Wäldern umher und lernen Hunger und Kälte ertragen. Sie tragen
leinene Kittel und Pelze von Waldmäusen; die Beine aber umwickeln
sie mit Bocksfellen. Von ihren Pferden sind sie unzertrennlich; sie
essen, trinken und schlafen daraus. Ackerbau und Handwerke, Re-
ligion und Gesetze kennen sie nicht. Treu' und Glauben sind bei
ihnen unbekannte Dinge; sie wissen, wie die wilden Thiere, Nichts
von Recht und Unrecht. Der Krieg ist ihr Leben, und es folgen
ihnen dahin ihre schmutzigen Weiber und ungestalteten Kinder aus
zahllosen, mit Fellen überzogenen Wagen. Die Schlacht beginnen
sie mit einem fürchterlichen Geheul. Wie der Blitz fliegen sie herbei
und kehren eben so schnell wieder zurück; kaum wird man sie gewahr,
so sind sie auch schon da und stürmen die Verschanzungen oder plün-
dern- das Lager."
Diesen wilden und gefürchteten Horden stellte sich in Frankreich
ein römischer Feldherr, mit dem sich einige deutsche Volksstämme
verbunden hatten, entgegen. Aus den catalaunischen Feldern kam es
zur Schlacht, der blutigsten vielleicht, die je in Europa geschlagen
wurde; denn fast 200,000 Leichen bedeckten die Wahlstatt, und den-
noch war der schreckliche Hunnenkönig nicht besiegt, sondern nur zu-
rückgedrängt.
Das nächste Jahr brach Attila von Pannonien aus in Italien
ein. Die rauchenden Trümmer zerstörter Städte bezeichneten den
Weg des häßlichen, wilden Menschenschwarmes und Furcht und
Schrecken giengen vor ihnen her. Viele Bewohner der adriatischen
Meeresküste flüchteten sich auf die nahen Inseln, bauten sich später
dort an und legten so den Grund zu der nachmals durch Handel
und Schifffahrt so berühmt gewordenen Stadt und Republik Vene-
dig. Rom selbst schwebte in größter Gefahr; da zog Papst Leo
der Große an der Spitze einer Gesandtschaft dem unwidersteh-
lichen Sieger entgegen, sein Leben wagend für die ihm anvertraute
Heerde. Aber siehe da! die Bitten des gottbegeisterten Oberhirten
rührten das eisenumpanzerte Herz des Wütherichs; die ihm ange-
drohte Rache des Himmels schreckte ihn; die Schrecken des Todes
wandelten ihn an; er kehrt plötzlich mit all seinen Schaaren um,
und Rom ist gerettet!
Bald darauf starb Attila, der Schreckliche! Seine Hunnen
legten ihn in einen goldenen Sarg, diesen in einen silbernen und
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Attila_von_Pannonien Leo
der_Große Leo Attila
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Italien Rom
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den Leib, wobei er sich jedoch selbst so schwer am Fuße verwundete,
daß er von dem großen Blutverlust erschöpft neben dem erschlagenen
Thiere niedersank. Auf den Hilferuf des Pilgers waren indessen
mehrere Kreuzfahrer herbeigeeilt, und unter allgemeinem Weheklagen
wurde der Herzog auf einer Tragbahre in das Lager zurückgebracht,
wo er nur langsam sich wieder erholte.
In Antiochien wurde das Kreuzheer von Feinden ringsum ein-
geschlossen und es entstand eine furchtbare Hungersnoth. Da wurde
in der Kirche des heiligen Petrus die Lanze aufgefunden, mit wel-
cher dem Heilande am Kreuze die Seite durchstochen worden war,
und welche in dieser Kirche vor dem Hochaltare, zwölf Fuß tief,
vergraben lag. Jetzt war Alles neu ermuthigt; in feierlicher Pro-
zession wurde die heilige Lauze umhergetragen und am andern Tage
das feindliche Heer angegriffen und geschlagen, wobei eine überaus
reiche Beute in die Hände der Christen siel. Siegreich drang jetzt
das Kreuzheer gegen Jerusalem vor, und als endlich der letzte Hü-
gel erstiegen war und die heilige Stadt vor den Blicken der Pilgrime
und Kreuzfahrer ausgebreitet lag, da warfen sich Alle aus die Kniee,
küßten die heilige Erde, indem sie dieselbe mit ihren' Thränen be-
netzten und sangen Danklieder und Psalmen zur Ehre des Erlösers.
Nun wurde die Stadt belagert. Da es aber an allen nöthigen
Werkzeugen fehlte und 40,000 Mann, die in der Stadt lagen, die
tapferste Gegenwehr leisteten, so schien es fast unmöglich, dieselbe zu
erobern; zudem litten die Christen Noth an Trinkwasser, während
die Hitze unerträglich war, und viele starben vor Ermattung. End-
lich, nachdem man mit unsäglicher Mühe aus der ganzen Umgegend
Holz zusammen gebracht hatte, um Thürme zu bauen, die man auf
Rädern gegen die Mauern schieben konnte, wurde ein allgemeiner
Sturm unternommen. Er blieb jedoch ohne Erfolg. Die Belagerten
warfen Balken und Steine aus die Angreifenden und überschütteten
sie mit brennendem Schwefel und siedendem Oel. Am andern Tag,
es war der 15. Juli 1099, wurde der Sturm erneuert. Sieben
Stunden hatte der Kampf gedauert, und die Christen wollten sich
ermattet und entmuthigt zurückziehen. Da gewahrte man auf dem
Oelberge einen glänzenden Ritter, der mit seinem Schilde gegen die
Stadt winkte. „Sehet da," rief Gottfried aus, „das ist die Hilfe
des Himmels! Auf denn, ihr Streiter des Herrn, Gott ist mit
uns!" Und mit diesen Worten ließ der fromme Held die Fall-
brücke von seinem hölzernen Thurme aus die Stadtmauer fallen und
war der Erste, der in die Stadt hinab sprang. Die Seinigen
sprangen ihm nach, von neuer Begeisterung ergriffen; mit unwider-
stehlichem Muthe bahnten sie sich den Weg zu den Thoren und
sprengten dieselben; das ganze Heer drang hinein und — Jerusalem
tvar erobert; in den Straßen und Häusern wüthete der Kampf noch
Reiser, der Volksschüler i. d. Oberklasse. 8
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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134
herab hieng. Sein Kleid und seine Beinkleider waren von grünem
Atlas nach spanischem Schnitt. Im Gürtel trug er blos eine Pi-
stole, in der Hand eine Reitgerte, und fast immer ritt er in der
Schlacht auf einem kleinen Grauschimmel. Als Feldherr war er
äußerst pünktlich und strenge; in seinem Leben sittlich, reli-
giös und mäßig. Er kannte keine Art von Wohlleben, trank nie-
'mals Wein, und Eigennutz, Stolz und Hochmuth waren ihm ganz
unbekannt. Als der Kaiser ihn für seine treuen Dienste irk den
Reichsfürstenstand erheben wollte, verbat er sich die Ehre und gab
dem Schreiber d<er Kanzlei 500 Thaler, damit er das Patent nicht
ausfertigen solle. Eine goldene, mit Diamanten besetzte Kette, die
er von der Regentin der Niederlande erhalten hatte, schenkte er so-
gleich dem Kloster Alt-Oetingen, und der Stadt Hamburg, die ihm
aus Dankbarkeit 1000 Rosenobel zustellen ließ, schickte er dieselben
unverweilt wieder- zurück.
Dies war der Held, dem man zwei Jahrhunderte lang un-
gerechter Weise die Grausamkeiten zur Last legte, die bei der Ero-
berung Magdeburgs (1631) begangen wurden, was jedoch un-
partheiische Geschichtsforscher neuerer Zeit glänzend widerlegten.
Seit dem Monate Dezember 1630 hielt nämlich Tilly Magde-
burg enge eingeschlossen und beschoß es fast täglich. In mehreren,
noch vorhandenen Briefen an den Administrator der Stadt, den
Markgrafen Christian Wilhelm, sowie an den Befehlshaber Falken-
berg und an den Magistrat hatte er zur Uebergabe aufgefordert und
selbst beigesetzt, daß die Stadt dadurch billige Bedingungen erlangen
und nur so einem sehr harten und traurigen Geschicke entgehen könne.
So schrieb er einmal an Falkenberg, der die Einwohner immer mit
falschen Nachrichten über die Ankunft des Schwedenkönigs täuschte
und dadurch zum Widerstände ermuthigte: Er werde bei so be-
schaffenen Dingen wohl selbst erwägen können, daß es weder christ-
lich noch billig, viel weniger vor Gott und dem Gewissen zu
verantworten sei, durch Rath und That dazu beizutragen, daß so
viele unschuldige Menschen in das äußerste Elend gestürzt werden
und Gut und Leben verlieren sollten. Als aber all' seine Mah-
nungen fruchtlos blieben, wurden am 20. Mai 1631, Morgens um
7 Uhr schnell die Sturmleitern angelegt; die Soldaten erstiegen die
Mauern, schlugen die obcnstehenden Wächter zurück; alle Kanonen
wurden gelöst, die Thore.eingeschlagen, und ehe noch die Bürger
sich zum Widerstände sammeln konnten, waren Tilly's Truppen
Meister der Stadt. Falkenberg, der vom Rathhause herbeieilte,
wurde gleich auf der Straße erschossen. Immer heftiger ward die
Wuth der Stürmenden, als sie aus allen Häusern Widerstand fan-
den und Gasse für Gaffe einzeln einnehmen mußten. Wer auf der
Straße sich blicken ließ, wurde niedergestochen; wie hungrige Tiger
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Wohlleben Hochmuth Tilly Christian_Wilhelm Wilhelm Falkenberg Falkenberg
135
brachen die Soldaten, besonders Pappenheim's wilde Wallonen, in
die Häuser- ein, durchsuchten jeden Winkel und verübten viele Gräuel.
Väter wurden vor den Augen der Kinder ermordet; Weiber wurden
in den Armen ihrer Männer erstochen, Kinder an den Wänden zer-
schmettert; Jungfrauen sprangen aus den Fenstern oder stürzten sich
in die Elbe. Um 10 Uhr sieng die Stadt an zu brennen, und das
Feuer trieb alle Einwohner auf die Straße, wo das Morden fort-
gesetzt wurde. Ein Sturmwind peitschte die Flammen nach allen
Richtungen hin; die Luft glühte und die Plünderer selbst mußten
sich eiligst auf die Wälle zurück ziehen. Nach 16 Stunden legte
sich der Brand; eine der ersten Städte Deutschlands lag in Asche,
nur der Dom, ein Kloster und einige Fischerhütten waren verschont
geblieben. Am dritten Tage hielt Tilly seinen Einzug. Als man
den Dom öffnete, fand man noch 1000 halbverhungerte Menschen
in demselben, Tilly ließ Brod unter sie austheilen und begnadigte
sogar die Prediger, welche das Volk während der Belagerung un-
ablässig zum Widerstände aufgehetzt hatten.
Es ist durchaus unwahr, daß Tilly das Morden und Brennen
gebilligt oder gar befohlen habe; dagegen spricht seine Gemüthsart
und sein Charakter. Auch suchte er bei der Plünderung Nichts für
sich, sondern nahm fliehende Waisen und schwache Greise in seinen
Schutz mit den schönen Worten: „Das sei meine Beute." Die
in der Stadt zerstreuten Soldaten waren in ihrer Wuth nicht mehr
zu zügeln, denn wer vermag den Tiger zu bändigen, wenn er einmal
Blut geschmeckt hat? Welche Macht vermag die entfesselte Leiden-
schaft zu bezwingen, die dem Meere gleicht, das die User durch-
brochen hat? Tilly mußte blos geschehen lassen, was er nicht hin-
dern konnte.
Nachdem dieser furchtbare Krieg eine Menge ähnlicher Schauer-
scenen, wenn auch in minder großem Maaßstabe, erzeugt hatte,
wurde endlich der von ganz Deutschland sehnlichst erwartete Friede
vermittelt, worüber man zuerst in Münster und später in Osna-'
brück unterhandelte, weßhalb derselbe der westphälische Friede ge-
nannt wird. Durch denselben wurde unter Anderem festgestellt, daß
die Protestanten gleiche Religionsübung und gleiche Rechte mit
den Katholiken erhalten und an Schweden die Insel Rügen
nebst einem Theil von Pommern abgetreten werden solle. Frank-
reich erhielt das Elsaß, und die Schweiz und die Nieder-
lande wurden als unabhängige Staaten erklärt.
54. Die Türken vor Wien (1683).
Um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts eroberten die Tür-
ken Constantinopel. Von hier ans suchten sie ihre Macht nach allen
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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136
Seiten hin zu erweitern und bedrohten besonders Deutschland. Schon
im Jahre 1529 war Sultan Soleimann, ein gewaltiger Krieger,
bis nach Wien vorgedrungen und hatte die Stadt hart bedrängt,'
allein an der geistigen Ueberlegenheit und Wachsamkeit des Herzogs
Philipp von Bayern, der mit einer Besatzung von nur 16,000
Mann Wien vertheidigte, scheiterte des Sultans Kriegsglüä. Nach-
dem er 30,000 seiner besten Krieger vor den Mauern der Stadt
verloren hatte, hob er die Belagerung auf, und Alles mit Feuer
und Schwert verwüstend, zog er sich nach Ungarn und von da in
sein Reich zurück.
In noch größere Bedrängniß wurde Wien versetzt, als die Tür-
ken den 14. Juli 1683 unter dem Großwessir Kara Mustapha
die Stadt abermals belagerten. Die Festungswerke waren in schlech-
tem Zustande; es fehlte an Mundvorrath, an Geschütz, und die Be-
satzung zählte blos 10,000 Mann, die jedoch unter ihrem wackern
Commandanten, Gras Rüdiger von Stahremberg muthig und
unverdrossen stritten. Als aber die Noth ans das Höchste gestiegen
war, eilten die Kurfürsten von Bayern und Sachsen, der König
von Polen und der Herzog von Lothringen mit einem Heere
von 84,000 Mann herbei, schlugen die Türken und eroberten ihr
Lager mit einer Menge von Schätzen und Kriegsbedürfnissen, wie
dies in den nachfolgenden Gedichten umständlicher erzählt wird.
55. Die Befreiung Wiens.
1683 den 13. Sept.
1. Ein Falke späht vom Felsennest so weit, so weit in's Land,
Er späht nach Ost und späht nach West, hinab, hinauf den Strand.
2. Der Falke ist Gras Stahremberg hoch auf dem Stephansthurm;
Doch Türken nur und Türken nur sieht nahen er zum Sturm.
3. Da rief im Zorn er kummervoll: „Die Noth, die klag'ich Gott.
„Daß ihr mich so verlassen habt, dem argen Feind zum Spott!
4. „Nun pflanz' ick auf den Stephansthurm die heil'ge Kreuzessahn',
„Ihr Sinken klag' den Christen all', daß wir dem Falle nah'n.
5. „Und stürzt die Fahn' vom Stephansthurm, dann stehe Gott uns bei!
„Dann decke sie als Leichentuch den Stahremberger frei."
6. Der Sultan rief dem Stahremberg: „„Bei Allah! hör' mein Wort,
„„Die Fahne stürzt vom Stephansthurm, den Halbmond pflanz'
ich dort.
7. „„Ich mache Wien zur Türkenstadt, Sankt Stephan zur Moschee,
„„Entreiß'das Kind der Mutterbruft, bring' Allen Leid undweh.""
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Bayern Philipp Mustapha Stahremberg Stahremberg Stephan
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wien Wien Ungarn Wien Sachsen Polen Lothringen Wiens Ost Stephansthurm Stahremberg
§276
Die Weibertreue.
Kaiser Konrad, der Hohenstaufe, hatte um die Mitte des 12.
Jahrhunderts die Stadt Weinsberg belagert und dieselbe so hart
bedrängt, daß sie sich endlich ergeben mußte. Vor der Uebergabe
baten nun die Frauen den Kaiser, daß er ihnen gestatten möchte,
frei abzuziehen und ihre liebsten Schätze mitzunehmen. Der Kaiser
gewährte diese Bitte, weil er, wie er sagte, nicht mit Frauen, son-
dern mit Männern Krieg führe, und diese gedachte er hart zu strafen.
Am Tage der Uebergabe öffneten sich nun die Thore und heraus
kam ein Zug von Frauen, deren jede ihren Mann aus den Schultern
trug. Der Kaiser wollte anfangs zürnen ob dieser List, und Viele,
die bei ihm waren, meinten, daß er sein Wort, nicht halten dürfe,
da sein Versprechen nicht so gemeint gewesen sei. Allein der edle
Konrad war anderer Ansicht und sprach: „Es geziemt dem deutschen
Manne nicht, sein Wort willkührlich zu deuten und zu drehen." So
begnadigte er Hann sämmtliche Einwohner, und seitdem wurde diese
Burg die „Weibertreue" genannt.
2) Im Schwarzwaldkreis ist Reutlingen die Hauptstadt.
Handel und Gewerbe sind auch hier sehr bedeutend. Reutlingen war
in frühern Zeiten eine freie Reichsstadt und hatte viel mit den
Herren von Württemberg zu kämpfen, die manchmal von ihrer be-
nachbarten Bergveste Achalm, die jetzt in Trümmern liegt, herüber-
kamen und die Stadt beunruhigten und angriffen. Aber auch die
Städter säumten nichts wenn sie dem Grafen und seinen Anhängern
schaden konnten. Einst, es war am 14. Mai 137.7, waren sie in
das Uracher Thal gezogen, verwüsteten die Gegend und trieben die
Heerden hinweg. Indessen hatte sich Graf Ulrich mit seinen Verbün-
deten in der Nähe der Stadt aufgestellt, um die Reutlinger bei ihrer
Seimkehr so übel als möglich zu empfangen. Mit Jauchzen und
esang rückten sie heran und ein heißer Kampf begann. Während
desselben brach aber auch ein Haufen zurückgebliebener Bürger aus
der Stadt heraus und —
— Den Rittern in den Rücken fällt er mit grauser Wuth,
Heut will der Städter baden im heißen Ritterblut.
Wie haben da die Gerber so meisterlich gegerbt!
Wie haben da die Färber so blutig roth gefärbt!
Mehr als 60 Ritter, unter diesen auch die Grafen von Zollern,
von Tübingen und von Schwarzenberg, zählte mau unter den Todten,
deren Ramm und Wappen man an den Fenstern des Rathhauses
zu verewigen suchte.
Ziehen wir von hier durch das Honauerthal aufwärts, so treffen
wir oberhalb Pfullingen in einem Berge die merkwürdige Nebel-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Konrad Konrad Konrad Achalm Ulrich Schwarzenberg
Extrahierte Ortsnamen: Weinsberg Hann Schwarzwaldkreis Reutlingen Reutlingen
117
noch Kraft genug, die Christenheit zu führen, wie es mein Beruf
erheischt." — Darauf schickte er einen Gesandten an den Sultan
Saladin und ließ ihm sagen, daß er ihn mit der unbezwinglichen
deutschen Ritterschaft überfallen werde, wenn er nicht alles geraubte
Land den Christen zurückgebe. Saladin erschrack; er fürchtete den
Kaiser und die Deutschen mehr, als die Franzosen und Eng-
länder; aber zur Herausgabe seiner Eroberungen konnte er sich '
dennoch nicht entschließen.
Zu Ostern des Jahres 1189 brach der Kaiser mit einem Heere
von 150,000 Streitern auf und zog durch Ungarn und das grie-
chische Kaiserreich nach dem Morgenlande. Die treulosen Griechen
wollten jedoch den Kaiser nöthigen, unverrichteter Sache wieder um-
zukehren; sie verderbten daher die Wege, vergifteten die Lebensmittel
und verrammelten die Gebirgspässe. Doch unaufhaltsam drang
Friedrich gegen Constantinopel vor und setzte bei Galipoli über
die Meerenge hinüber, wozu der gedemüthigte griechische Kaiser
Isaak die Schiffe liefern mußte. Von hier aus zogen sie bis
Laodicea in Kleinasien, wo der Kaiser dem ermüdeten Heere
einige Rasttage gönnte. Auch hier litten die Pilger eben so viel
durch die Böswilligkeit der Einwohner und die Ueberfälle zahlreicher
Räuberbanden, als durch die schlechten Wege und geringe Verkösti-
gung; aber die Wachsamkeit des Kaisers und die Tapferkeit seiner
Deutschen züchtigte bald die Räuber und verscheuchte sie. Hier wurde
manch' heldenmüthige That vollbracht. Als einst ein Mann aus
Schwaben, ein Bürger der Stadt Ulm, unter den von den Fein-
den Erschlagenen auch seinen Bruder fand, nahm er, entflammt von
Durst nach Rache, zehn andere seiner Waffenbrüder zu sich und
suchte so lange in den Waldungen, bis er die Mörder, zehn Grie-
chen, antraf, die sich auf eine kleine Insel geflüchtet hatten. Obwohl
es schwer war, zu ihnen hinüber zu kommen, und obgleich die Be-
gleiter des Schwaben erklärten, daß es thöricht sei, die Griechen
an diesem Orte anzugreifen, so ließ er sich dennoch nicht abhalten,
schwamm allein über das Wasser, siel über sie her, erschlug ihrer
neun und trieb den zehnten in die Flucht.
In dieser Gegend soll sich auch jene Großthat eines Schwaben
ereignet haben, welche uns ein vaterländischer Dichter in folgender
Weise erzählt:
45. Schwäbische Kunde.
Als Kaiser Rothbart lobesam
Zum heil'gen Land gezogen kam,
Da musst er mit dem frommen Heer
Durch ein Gebirge, wüst und leer.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Saladin Friedrich Friedrich Isaak Isaak
78
18. Horatius Cocles und Mucius Scävola.
Der vertriebene Tarquinius bat den König Porsenna von
Clusium, einer Stadt im heutigen Toskana, um Hilfe. Dieser
ließ durch Gesandte von den Römern die Wiedereinsetzung des Kö-
nigs verlangen, und da dieses verweigert wurde, so rückte er mit
seinem Heere in das römische Gebiet ein. In der Nähe der Stadt
wurden die Römer von den Clusiern zurückgeworfen und stürzten
in wilder Flucht über die Tiberbrücke dem Thore zu. Die Feinde
folgten ihnen nach und hofften, mit ihnen zugleich in die Stadt ein-
dringen zu können. Da stellte sich Horatius Cocles mit zwei an-
dern Römern am Eingänge der Brücke dem ganzen feindlichen Heere
entgegen und focht gegen dasselbe so lange, bis die Brücke hinter
ihnen abgebrochen war. Einige Zeit stund der kühne Held sogar
allein, nachdem sich seine Gefährten noch vor ihm hinüber gerettet
hatten, und hieb mit Löwenmuth um sich. Als nun der letzte Bal-
ken der Brücke gefallen und somit Rom gerettet war, stürzte er in
voller Rüstung in den Fluß hinab und schwamm unter einem Hagel
von feindlichen Pfeilen glücklich zu den Seinigen hinüber.
Jetzt belagerte Porsenna die Stadt, und es entstand in der-
selben bald eine große Hungersnoth. Da beschloß Mucius Scävola,
die Vaterstadt zu retten. Verkleidet gelang es ihm, bis in das Zelt
des Königs zu dringen, um ihn zu ermorden. Da aber die Sol-
daten, denen so eben ihr Sold ausbezahlt wurde, sich immer an
den Schreiber wandten, so hielt er diesen für den König und stieß
ihn nieder. Porsenna befahl ihn zu verbrennen; allein Mucius,
um zu zeigen, daß er den Tod nicht fürchte, streckte seine Hand in
die Flammen eines nahen Feuers, ohne eine Miene über dem hef-
tigen Schmerze zu verändern, und der König ries mit Bewunderung
aus: „Geh', ich schenke dir das Leben, denn du hast feindlicher an
dir als an mir gehandelt!" — Mucius sagte nun dem Könige,
daß 300 Römer ihm den Tod geschworen hätten, und daß er also
nirgends vor ihren Dolchen sicher seyn werde. Porsenna, hiedurch
erschreckt, schloß mit den Römern unter billigen Bedingungen Friede
und Rom war durch den Heldenmuth eines seiner Bürger zum zwei-
ten Mal gerettet.
.19. Andere edle Römer.
Die Geschichte hat uns viele erhebende und bewundernswerthe
Beispiele edler Sitteneinsalt, Uneigennützigkeit und hoher
Vaterlandsliebe ans den Zeiten der Römerrepublik aufbewahrt:
sie verdienen allgemein bekannt und beherzigt zu werden, und darum
will ich euch einige derselben erzählen.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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194
unter dem Schnee liegt. Mit den Füßen scharren sie den Schnee
auf und heulen laut, um die Mönche und Laienbrüder zum Bei-
stände aufzufordern. Um den ermatteten und erstarrten Reifenden
schnell in's Leben zurückzurufen und stärken zu können, hat jeder von
diesen Hunden am Halse eine Flasche mit starkem Branntwein, und
sein Begleiter trägt einen warmen Ueberrock. Tressen diese Hunde
auch nicht immer einen Lebenden an, so entdecken sie doch die Leiche,
welche von ihren Freunden wieder erkannt werden kann, da die Ge-
sichtszüge in diesem kalten Klima wohl zwei Jahre nach dem Tode
noch kenntlich sind. — Einer dieser edeln Hunde, Barry genannt,
trug eine Medaille, weil derselbe das Leben von 22 Personen ge-
rettet hatte. Viele Reisende haben noch in den Jahren 1814 und
1815 diesen Hund gesehen und beim Wärmefeuer der Mönche die
Geschichte seines wohlthätigen Lebens gehört. Er starb im Jahre
1816 bei der Begleitung eines piemontesischen Postcouriers, der gern
baldmöglichst zu seiner, wegen seines langen Ausbleibens sich äng-
stigenden Familie zurückkehren wollte, so sehr ihm auch die Mönche
wegen des heftigen Sturmes davon abriethen.
Von Sehnsucht nach den Seinigen getrieben, ließ er sich nicht
aufhalten, und die menschenfreundlichen Mönche gaben ihm zwei Be-
gleiter nebst zwei Hunden mit. Aber kaum hatten sie das Kloster
verlassen, so wurden sie von zwei Lawinen bedeckt — und diese ver-
schütteten auch unten im Thale die Familie des armen Postillons,
die sich herausgewagt hatte, um dem Vater entgegen zu gehen.
Einer dieser nützlichen Klosterhunde soll einst eine von einer La-
wine verschüttete Mutter mit ihrem noch lebenden Knaben angetroffen
haben, und das gute Thier ruhete nicht eher, bis der Knabe aus
seinen Rücken stieg, damit er ihn in das Kloster zurücktragen konnte.
4. Azor.
In den ersten Jahren der Besitznahme von Algier durch die
Franzosen geschah es häufig, daß in der Nacht die Vorposten
auf eine unbegreifliche Weise überfallen und ermordet wurden. Die
Soldaten suchten daher herrenlose Hunde, die in allen muhameda-
nischen Städten zu Hunderten herumlaufen, an sich zu ziehen, um
sich derselben als Warner zu ihrem Schutze zu bedienen, und
wirklich leisteten diese Hunde bald den Soldaten vortreffliche Dienste,
indem sie bei Annäherung eines B eduineu in ein furchtbares Ge-
heul ausbrachen und so die nahe Gefahr und die Gegend, woher
sie kam, anzeigten.
Ein junger Soldat Namens B achard (sprich Baschar) hatte
eines Abends, als es schon dunkel war, mit seinem Hunde Azor
den äußersten Wachposten bezogen. Es dauerte nicht lange, so hörte
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TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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necken sich und spielen mit einander, können nicht singen, sondern
nur zwitschern, machen Nester aus Schlamm und mauern sie ordent-
lich an Dächer und Balken an, sind gerne bei Menschenwohnungen
und Menschen, lieben diese mehr als irgend ein Thier der untern
Klassen, und ziehen in Schaaren in wärmere Länder. Es ist, als
ob einzelne auf der Heimreise nicht auf die andern warten können
oder wollen; sie fliegen voran, kommen oft acht bis vierzehn Tage
vor den andern wieder bei uns an, daher das Sprüchwort: „eine
Schwalbe macht noch keinen Sommer," fliegen wieder fort, die an-
dern einzuholen, und kommen mit diesen dann wieder. Wenn sie
in voller Zahl da sind, ist es Sommer. Sie kündigen am Abend
durch ihre heiteren, lustigen Flüge, einander wie Buben herumtrei-
bend, heitere Witterung auf den folgenden Tag an. Kaum ein
Vogel kennt seinen Nestplatz alljährlich so sicher wieder. Die Zug-
kraft des Südens erweist sich an ihnen am allerstärksten, denn sie
ziehen bis nach Senegambien, im westlichen Afrika, ins rechte Son-
nen- und Glutland, wo die Sonne sticht und Alles verbrennen will.
Sie müssen reisen; je weiter, je lieber! Man hat sie auf dem Meer
bei tausend Meilen weit vom Lande angetroffen. Alles an ihnen
ist Zug, — Reiselust und Ortssinn. Wer ohne ihren Sinn fände
den Weg hin und her nach Afrika, nach Europa, nach Württemberg
oder Hohenzollern, ins alte Dorf oder Stadt und Nest? Wie wird
man aus dem äußern Anschauungsvermögen sich eine solche Erschei-
nung erklären können? Der Mensch mit dem vollkommensten An-
schauungsvermögen und Gedächtniß müßte unterwegs tausendmal
fragen.
Wie einzelne zu früh ankommen und sich in der Zeit verfehlen,
so verspäten sich auch einzelne. Sie bauen Nester für sich. Sie
bauen sie mit dem Schnabel, und dieser ist ihre Nadel, Scheere,
Zange und Kelle. Sie kneten Heu, Stroh und Schlamm zusam-
men. Den Schlamm holen sie in den Teichen, das Stroh in den
Straßen. In die Rundung legen sie Wolle oder Moos. und was
sie weiches für die zarte Jugend finden. Sie lieben die Jungen
sehr. Aus dem Nest auf die Straße heruntergefallen, holen sie
eins nach dem andern sorgfältig wieder herauf, und das Kindlein
weiß sich recht gut an die Mutter zu halten. Die Schwalben müssen
sich oft mit Sperlingen um den Besitz eines Nestes zanken; der
Sperling will ein schon fertiges Schwalbennest lieber in Besitz neh-
men, als ein eigenes bauen. Das sieht ihm gleich; er ist frech und
unverschämt, wenn auch nicht faul, und erndtet immer, wo er nicht
gesäet hat. Sie müssen auch oft mit der Uferschwalbe zanken, die
überaus streitsüchtig ist, und einen Vorwand zum Hader an der
Hecke abbricht. Man hat ja nur so lange Friede, als der Nach-
bar will.
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Europa Württemberg