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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 95

1861 - Stuttgart : Hallberger
95 und breite Schultern; der Kopf ist übermäßig groß, und das Ge- sicht, aus dem die kleinen Augen wild herausblitzen, ist ungewöhnlich breit. Sie zerschneiden sich in ihrer Kindheit mit unzähligen Rissen Kinn und Wangen, um durch die vielen Narben das Wachsen des Bartes zu unterdrücken. Lue leben von Wurzeln und rohem Fleisch, das sie als Sattel auf das Pferd legen und durch Reiten mürbe machen. Von ihrer Kindheit an streifen sie auf Bergen und in Wäldern umher und lernen Hunger und Kälte ertragen. Sie tragen leinene Kittel und Pelze von Waldmäusen; die Beine aber umwickeln sie mit Bocksfellen. Von ihren Pferden sind sie unzertrennlich; sie essen, trinken und schlafen daraus. Ackerbau und Handwerke, Re- ligion und Gesetze kennen sie nicht. Treu' und Glauben sind bei ihnen unbekannte Dinge; sie wissen, wie die wilden Thiere, Nichts von Recht und Unrecht. Der Krieg ist ihr Leben, und es folgen ihnen dahin ihre schmutzigen Weiber und ungestalteten Kinder aus zahllosen, mit Fellen überzogenen Wagen. Die Schlacht beginnen sie mit einem fürchterlichen Geheul. Wie der Blitz fliegen sie herbei und kehren eben so schnell wieder zurück; kaum wird man sie gewahr, so sind sie auch schon da und stürmen die Verschanzungen oder plün- dern- das Lager." Diesen wilden und gefürchteten Horden stellte sich in Frankreich ein römischer Feldherr, mit dem sich einige deutsche Volksstämme verbunden hatten, entgegen. Aus den catalaunischen Feldern kam es zur Schlacht, der blutigsten vielleicht, die je in Europa geschlagen wurde; denn fast 200,000 Leichen bedeckten die Wahlstatt, und den- noch war der schreckliche Hunnenkönig nicht besiegt, sondern nur zu- rückgedrängt. Das nächste Jahr brach Attila von Pannonien aus in Italien ein. Die rauchenden Trümmer zerstörter Städte bezeichneten den Weg des häßlichen, wilden Menschenschwarmes und Furcht und Schrecken giengen vor ihnen her. Viele Bewohner der adriatischen Meeresküste flüchteten sich auf die nahen Inseln, bauten sich später dort an und legten so den Grund zu der nachmals durch Handel und Schifffahrt so berühmt gewordenen Stadt und Republik Vene- dig. Rom selbst schwebte in größter Gefahr; da zog Papst Leo der Große an der Spitze einer Gesandtschaft dem unwidersteh- lichen Sieger entgegen, sein Leben wagend für die ihm anvertraute Heerde. Aber siehe da! die Bitten des gottbegeisterten Oberhirten rührten das eisenumpanzerte Herz des Wütherichs; die ihm ange- drohte Rache des Himmels schreckte ihn; die Schrecken des Todes wandelten ihn an; er kehrt plötzlich mit all seinen Schaaren um, und Rom ist gerettet! Bald darauf starb Attila, der Schreckliche! Seine Hunnen legten ihn in einen goldenen Sarg, diesen in einen silbernen und

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 113

1861 - Stuttgart : Hallberger
113 den Leib, wobei er sich jedoch selbst so schwer am Fuße verwundete, daß er von dem großen Blutverlust erschöpft neben dem erschlagenen Thiere niedersank. Auf den Hilferuf des Pilgers waren indessen mehrere Kreuzfahrer herbeigeeilt, und unter allgemeinem Weheklagen wurde der Herzog auf einer Tragbahre in das Lager zurückgebracht, wo er nur langsam sich wieder erholte. In Antiochien wurde das Kreuzheer von Feinden ringsum ein- geschlossen und es entstand eine furchtbare Hungersnoth. Da wurde in der Kirche des heiligen Petrus die Lanze aufgefunden, mit wel- cher dem Heilande am Kreuze die Seite durchstochen worden war, und welche in dieser Kirche vor dem Hochaltare, zwölf Fuß tief, vergraben lag. Jetzt war Alles neu ermuthigt; in feierlicher Pro- zession wurde die heilige Lauze umhergetragen und am andern Tage das feindliche Heer angegriffen und geschlagen, wobei eine überaus reiche Beute in die Hände der Christen siel. Siegreich drang jetzt das Kreuzheer gegen Jerusalem vor, und als endlich der letzte Hü- gel erstiegen war und die heilige Stadt vor den Blicken der Pilgrime und Kreuzfahrer ausgebreitet lag, da warfen sich Alle aus die Kniee, küßten die heilige Erde, indem sie dieselbe mit ihren' Thränen be- netzten und sangen Danklieder und Psalmen zur Ehre des Erlösers. Nun wurde die Stadt belagert. Da es aber an allen nöthigen Werkzeugen fehlte und 40,000 Mann, die in der Stadt lagen, die tapferste Gegenwehr leisteten, so schien es fast unmöglich, dieselbe zu erobern; zudem litten die Christen Noth an Trinkwasser, während die Hitze unerträglich war, und viele starben vor Ermattung. End- lich, nachdem man mit unsäglicher Mühe aus der ganzen Umgegend Holz zusammen gebracht hatte, um Thürme zu bauen, die man auf Rädern gegen die Mauern schieben konnte, wurde ein allgemeiner Sturm unternommen. Er blieb jedoch ohne Erfolg. Die Belagerten warfen Balken und Steine aus die Angreifenden und überschütteten sie mit brennendem Schwefel und siedendem Oel. Am andern Tag, es war der 15. Juli 1099, wurde der Sturm erneuert. Sieben Stunden hatte der Kampf gedauert, und die Christen wollten sich ermattet und entmuthigt zurückziehen. Da gewahrte man auf dem Oelberge einen glänzenden Ritter, der mit seinem Schilde gegen die Stadt winkte. „Sehet da," rief Gottfried aus, „das ist die Hilfe des Himmels! Auf denn, ihr Streiter des Herrn, Gott ist mit uns!" Und mit diesen Worten ließ der fromme Held die Fall- brücke von seinem hölzernen Thurme aus die Stadtmauer fallen und war der Erste, der in die Stadt hinab sprang. Die Seinigen sprangen ihm nach, von neuer Begeisterung ergriffen; mit unwider- stehlichem Muthe bahnten sie sich den Weg zu den Thoren und sprengten dieselben; das ganze Heer drang hinein und — Jerusalem tvar erobert; in den Straßen und Häusern wüthete der Kampf noch Reiser, der Volksschüler i. d. Oberklasse. 8

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 134

1861 - Stuttgart : Hallberger
134 herab hieng. Sein Kleid und seine Beinkleider waren von grünem Atlas nach spanischem Schnitt. Im Gürtel trug er blos eine Pi- stole, in der Hand eine Reitgerte, und fast immer ritt er in der Schlacht auf einem kleinen Grauschimmel. Als Feldherr war er äußerst pünktlich und strenge; in seinem Leben sittlich, reli- giös und mäßig. Er kannte keine Art von Wohlleben, trank nie- 'mals Wein, und Eigennutz, Stolz und Hochmuth waren ihm ganz unbekannt. Als der Kaiser ihn für seine treuen Dienste irk den Reichsfürstenstand erheben wollte, verbat er sich die Ehre und gab dem Schreiber d<er Kanzlei 500 Thaler, damit er das Patent nicht ausfertigen solle. Eine goldene, mit Diamanten besetzte Kette, die er von der Regentin der Niederlande erhalten hatte, schenkte er so- gleich dem Kloster Alt-Oetingen, und der Stadt Hamburg, die ihm aus Dankbarkeit 1000 Rosenobel zustellen ließ, schickte er dieselben unverweilt wieder- zurück. Dies war der Held, dem man zwei Jahrhunderte lang un- gerechter Weise die Grausamkeiten zur Last legte, die bei der Ero- berung Magdeburgs (1631) begangen wurden, was jedoch un- partheiische Geschichtsforscher neuerer Zeit glänzend widerlegten. Seit dem Monate Dezember 1630 hielt nämlich Tilly Magde- burg enge eingeschlossen und beschoß es fast täglich. In mehreren, noch vorhandenen Briefen an den Administrator der Stadt, den Markgrafen Christian Wilhelm, sowie an den Befehlshaber Falken- berg und an den Magistrat hatte er zur Uebergabe aufgefordert und selbst beigesetzt, daß die Stadt dadurch billige Bedingungen erlangen und nur so einem sehr harten und traurigen Geschicke entgehen könne. So schrieb er einmal an Falkenberg, der die Einwohner immer mit falschen Nachrichten über die Ankunft des Schwedenkönigs täuschte und dadurch zum Widerstände ermuthigte: Er werde bei so be- schaffenen Dingen wohl selbst erwägen können, daß es weder christ- lich noch billig, viel weniger vor Gott und dem Gewissen zu verantworten sei, durch Rath und That dazu beizutragen, daß so viele unschuldige Menschen in das äußerste Elend gestürzt werden und Gut und Leben verlieren sollten. Als aber all' seine Mah- nungen fruchtlos blieben, wurden am 20. Mai 1631, Morgens um 7 Uhr schnell die Sturmleitern angelegt; die Soldaten erstiegen die Mauern, schlugen die obcnstehenden Wächter zurück; alle Kanonen wurden gelöst, die Thore.eingeschlagen, und ehe noch die Bürger sich zum Widerstände sammeln konnten, waren Tilly's Truppen Meister der Stadt. Falkenberg, der vom Rathhause herbeieilte, wurde gleich auf der Straße erschossen. Immer heftiger ward die Wuth der Stürmenden, als sie aus allen Häusern Widerstand fan- den und Gasse für Gaffe einzeln einnehmen mußten. Wer auf der Straße sich blicken ließ, wurde niedergestochen; wie hungrige Tiger

4. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 135

1861 - Stuttgart : Hallberger
135 brachen die Soldaten, besonders Pappenheim's wilde Wallonen, in die Häuser- ein, durchsuchten jeden Winkel und verübten viele Gräuel. Väter wurden vor den Augen der Kinder ermordet; Weiber wurden in den Armen ihrer Männer erstochen, Kinder an den Wänden zer- schmettert; Jungfrauen sprangen aus den Fenstern oder stürzten sich in die Elbe. Um 10 Uhr sieng die Stadt an zu brennen, und das Feuer trieb alle Einwohner auf die Straße, wo das Morden fort- gesetzt wurde. Ein Sturmwind peitschte die Flammen nach allen Richtungen hin; die Luft glühte und die Plünderer selbst mußten sich eiligst auf die Wälle zurück ziehen. Nach 16 Stunden legte sich der Brand; eine der ersten Städte Deutschlands lag in Asche, nur der Dom, ein Kloster und einige Fischerhütten waren verschont geblieben. Am dritten Tage hielt Tilly seinen Einzug. Als man den Dom öffnete, fand man noch 1000 halbverhungerte Menschen in demselben, Tilly ließ Brod unter sie austheilen und begnadigte sogar die Prediger, welche das Volk während der Belagerung un- ablässig zum Widerstände aufgehetzt hatten. Es ist durchaus unwahr, daß Tilly das Morden und Brennen gebilligt oder gar befohlen habe; dagegen spricht seine Gemüthsart und sein Charakter. Auch suchte er bei der Plünderung Nichts für sich, sondern nahm fliehende Waisen und schwache Greise in seinen Schutz mit den schönen Worten: „Das sei meine Beute." Die in der Stadt zerstreuten Soldaten waren in ihrer Wuth nicht mehr zu zügeln, denn wer vermag den Tiger zu bändigen, wenn er einmal Blut geschmeckt hat? Welche Macht vermag die entfesselte Leiden- schaft zu bezwingen, die dem Meere gleicht, das die User durch- brochen hat? Tilly mußte blos geschehen lassen, was er nicht hin- dern konnte. Nachdem dieser furchtbare Krieg eine Menge ähnlicher Schauer- scenen, wenn auch in minder großem Maaßstabe, erzeugt hatte, wurde endlich der von ganz Deutschland sehnlichst erwartete Friede vermittelt, worüber man zuerst in Münster und später in Osna-' brück unterhandelte, weßhalb derselbe der westphälische Friede ge- nannt wird. Durch denselben wurde unter Anderem festgestellt, daß die Protestanten gleiche Religionsübung und gleiche Rechte mit den Katholiken erhalten und an Schweden die Insel Rügen nebst einem Theil von Pommern abgetreten werden solle. Frank- reich erhielt das Elsaß, und die Schweiz und die Nieder- lande wurden als unabhängige Staaten erklärt. 54. Die Türken vor Wien (1683). Um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts eroberten die Tür- ken Constantinopel. Von hier ans suchten sie ihre Macht nach allen

5. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 136

1861 - Stuttgart : Hallberger
136 Seiten hin zu erweitern und bedrohten besonders Deutschland. Schon im Jahre 1529 war Sultan Soleimann, ein gewaltiger Krieger, bis nach Wien vorgedrungen und hatte die Stadt hart bedrängt,' allein an der geistigen Ueberlegenheit und Wachsamkeit des Herzogs Philipp von Bayern, der mit einer Besatzung von nur 16,000 Mann Wien vertheidigte, scheiterte des Sultans Kriegsglüä. Nach- dem er 30,000 seiner besten Krieger vor den Mauern der Stadt verloren hatte, hob er die Belagerung auf, und Alles mit Feuer und Schwert verwüstend, zog er sich nach Ungarn und von da in sein Reich zurück. In noch größere Bedrängniß wurde Wien versetzt, als die Tür- ken den 14. Juli 1683 unter dem Großwessir Kara Mustapha die Stadt abermals belagerten. Die Festungswerke waren in schlech- tem Zustande; es fehlte an Mundvorrath, an Geschütz, und die Be- satzung zählte blos 10,000 Mann, die jedoch unter ihrem wackern Commandanten, Gras Rüdiger von Stahremberg muthig und unverdrossen stritten. Als aber die Noth ans das Höchste gestiegen war, eilten die Kurfürsten von Bayern und Sachsen, der König von Polen und der Herzog von Lothringen mit einem Heere von 84,000 Mann herbei, schlugen die Türken und eroberten ihr Lager mit einer Menge von Schätzen und Kriegsbedürfnissen, wie dies in den nachfolgenden Gedichten umständlicher erzählt wird. 55. Die Befreiung Wiens. 1683 den 13. Sept. 1. Ein Falke späht vom Felsennest so weit, so weit in's Land, Er späht nach Ost und späht nach West, hinab, hinauf den Strand. 2. Der Falke ist Gras Stahremberg hoch auf dem Stephansthurm; Doch Türken nur und Türken nur sieht nahen er zum Sturm. 3. Da rief im Zorn er kummervoll: „Die Noth, die klag'ich Gott. „Daß ihr mich so verlassen habt, dem argen Feind zum Spott! 4. „Nun pflanz' ick auf den Stephansthurm die heil'ge Kreuzessahn', „Ihr Sinken klag' den Christen all', daß wir dem Falle nah'n. 5. „Und stürzt die Fahn' vom Stephansthurm, dann stehe Gott uns bei! „Dann decke sie als Leichentuch den Stahremberger frei." 6. Der Sultan rief dem Stahremberg: „„Bei Allah! hör' mein Wort, „„Die Fahne stürzt vom Stephansthurm, den Halbmond pflanz' ich dort. 7. „„Ich mache Wien zur Türkenstadt, Sankt Stephan zur Moschee, „„Entreiß'das Kind der Mutterbruft, bring' Allen Leid undweh.""

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 276

1861 - Stuttgart : Hallberger
§276 Die Weibertreue. Kaiser Konrad, der Hohenstaufe, hatte um die Mitte des 12. Jahrhunderts die Stadt Weinsberg belagert und dieselbe so hart bedrängt, daß sie sich endlich ergeben mußte. Vor der Uebergabe baten nun die Frauen den Kaiser, daß er ihnen gestatten möchte, frei abzuziehen und ihre liebsten Schätze mitzunehmen. Der Kaiser gewährte diese Bitte, weil er, wie er sagte, nicht mit Frauen, son- dern mit Männern Krieg führe, und diese gedachte er hart zu strafen. Am Tage der Uebergabe öffneten sich nun die Thore und heraus kam ein Zug von Frauen, deren jede ihren Mann aus den Schultern trug. Der Kaiser wollte anfangs zürnen ob dieser List, und Viele, die bei ihm waren, meinten, daß er sein Wort, nicht halten dürfe, da sein Versprechen nicht so gemeint gewesen sei. Allein der edle Konrad war anderer Ansicht und sprach: „Es geziemt dem deutschen Manne nicht, sein Wort willkührlich zu deuten und zu drehen." So begnadigte er Hann sämmtliche Einwohner, und seitdem wurde diese Burg die „Weibertreue" genannt. 2) Im Schwarzwaldkreis ist Reutlingen die Hauptstadt. Handel und Gewerbe sind auch hier sehr bedeutend. Reutlingen war in frühern Zeiten eine freie Reichsstadt und hatte viel mit den Herren von Württemberg zu kämpfen, die manchmal von ihrer be- nachbarten Bergveste Achalm, die jetzt in Trümmern liegt, herüber- kamen und die Stadt beunruhigten und angriffen. Aber auch die Städter säumten nichts wenn sie dem Grafen und seinen Anhängern schaden konnten. Einst, es war am 14. Mai 137.7, waren sie in das Uracher Thal gezogen, verwüsteten die Gegend und trieben die Heerden hinweg. Indessen hatte sich Graf Ulrich mit seinen Verbün- deten in der Nähe der Stadt aufgestellt, um die Reutlinger bei ihrer Seimkehr so übel als möglich zu empfangen. Mit Jauchzen und esang rückten sie heran und ein heißer Kampf begann. Während desselben brach aber auch ein Haufen zurückgebliebener Bürger aus der Stadt heraus und — — Den Rittern in den Rücken fällt er mit grauser Wuth, Heut will der Städter baden im heißen Ritterblut. Wie haben da die Gerber so meisterlich gegerbt! Wie haben da die Färber so blutig roth gefärbt! Mehr als 60 Ritter, unter diesen auch die Grafen von Zollern, von Tübingen und von Schwarzenberg, zählte mau unter den Todten, deren Ramm und Wappen man an den Fenstern des Rathhauses zu verewigen suchte. Ziehen wir von hier durch das Honauerthal aufwärts, so treffen wir oberhalb Pfullingen in einem Berge die merkwürdige Nebel-

7. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 117

1861 - Stuttgart : Hallberger
117 noch Kraft genug, die Christenheit zu führen, wie es mein Beruf erheischt." — Darauf schickte er einen Gesandten an den Sultan Saladin und ließ ihm sagen, daß er ihn mit der unbezwinglichen deutschen Ritterschaft überfallen werde, wenn er nicht alles geraubte Land den Christen zurückgebe. Saladin erschrack; er fürchtete den Kaiser und die Deutschen mehr, als die Franzosen und Eng- länder; aber zur Herausgabe seiner Eroberungen konnte er sich ' dennoch nicht entschließen. Zu Ostern des Jahres 1189 brach der Kaiser mit einem Heere von 150,000 Streitern auf und zog durch Ungarn und das grie- chische Kaiserreich nach dem Morgenlande. Die treulosen Griechen wollten jedoch den Kaiser nöthigen, unverrichteter Sache wieder um- zukehren; sie verderbten daher die Wege, vergifteten die Lebensmittel und verrammelten die Gebirgspässe. Doch unaufhaltsam drang Friedrich gegen Constantinopel vor und setzte bei Galipoli über die Meerenge hinüber, wozu der gedemüthigte griechische Kaiser Isaak die Schiffe liefern mußte. Von hier aus zogen sie bis Laodicea in Kleinasien, wo der Kaiser dem ermüdeten Heere einige Rasttage gönnte. Auch hier litten die Pilger eben so viel durch die Böswilligkeit der Einwohner und die Ueberfälle zahlreicher Räuberbanden, als durch die schlechten Wege und geringe Verkösti- gung; aber die Wachsamkeit des Kaisers und die Tapferkeit seiner Deutschen züchtigte bald die Räuber und verscheuchte sie. Hier wurde manch' heldenmüthige That vollbracht. Als einst ein Mann aus Schwaben, ein Bürger der Stadt Ulm, unter den von den Fein- den Erschlagenen auch seinen Bruder fand, nahm er, entflammt von Durst nach Rache, zehn andere seiner Waffenbrüder zu sich und suchte so lange in den Waldungen, bis er die Mörder, zehn Grie- chen, antraf, die sich auf eine kleine Insel geflüchtet hatten. Obwohl es schwer war, zu ihnen hinüber zu kommen, und obgleich die Be- gleiter des Schwaben erklärten, daß es thöricht sei, die Griechen an diesem Orte anzugreifen, so ließ er sich dennoch nicht abhalten, schwamm allein über das Wasser, siel über sie her, erschlug ihrer neun und trieb den zehnten in die Flucht. In dieser Gegend soll sich auch jene Großthat eines Schwaben ereignet haben, welche uns ein vaterländischer Dichter in folgender Weise erzählt: 45. Schwäbische Kunde. Als Kaiser Rothbart lobesam Zum heil'gen Land gezogen kam, Da musst er mit dem frommen Heer Durch ein Gebirge, wüst und leer.

8. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 78

1861 - Stuttgart : Hallberger
78 18. Horatius Cocles und Mucius Scävola. Der vertriebene Tarquinius bat den König Porsenna von Clusium, einer Stadt im heutigen Toskana, um Hilfe. Dieser ließ durch Gesandte von den Römern die Wiedereinsetzung des Kö- nigs verlangen, und da dieses verweigert wurde, so rückte er mit seinem Heere in das römische Gebiet ein. In der Nähe der Stadt wurden die Römer von den Clusiern zurückgeworfen und stürzten in wilder Flucht über die Tiberbrücke dem Thore zu. Die Feinde folgten ihnen nach und hofften, mit ihnen zugleich in die Stadt ein- dringen zu können. Da stellte sich Horatius Cocles mit zwei an- dern Römern am Eingänge der Brücke dem ganzen feindlichen Heere entgegen und focht gegen dasselbe so lange, bis die Brücke hinter ihnen abgebrochen war. Einige Zeit stund der kühne Held sogar allein, nachdem sich seine Gefährten noch vor ihm hinüber gerettet hatten, und hieb mit Löwenmuth um sich. Als nun der letzte Bal- ken der Brücke gefallen und somit Rom gerettet war, stürzte er in voller Rüstung in den Fluß hinab und schwamm unter einem Hagel von feindlichen Pfeilen glücklich zu den Seinigen hinüber. Jetzt belagerte Porsenna die Stadt, und es entstand in der- selben bald eine große Hungersnoth. Da beschloß Mucius Scävola, die Vaterstadt zu retten. Verkleidet gelang es ihm, bis in das Zelt des Königs zu dringen, um ihn zu ermorden. Da aber die Sol- daten, denen so eben ihr Sold ausbezahlt wurde, sich immer an den Schreiber wandten, so hielt er diesen für den König und stieß ihn nieder. Porsenna befahl ihn zu verbrennen; allein Mucius, um zu zeigen, daß er den Tod nicht fürchte, streckte seine Hand in die Flammen eines nahen Feuers, ohne eine Miene über dem hef- tigen Schmerze zu verändern, und der König ries mit Bewunderung aus: „Geh', ich schenke dir das Leben, denn du hast feindlicher an dir als an mir gehandelt!" — Mucius sagte nun dem Könige, daß 300 Römer ihm den Tod geschworen hätten, und daß er also nirgends vor ihren Dolchen sicher seyn werde. Porsenna, hiedurch erschreckt, schloß mit den Römern unter billigen Bedingungen Friede und Rom war durch den Heldenmuth eines seiner Bürger zum zwei- ten Mal gerettet. .19. Andere edle Römer. Die Geschichte hat uns viele erhebende und bewundernswerthe Beispiele edler Sitteneinsalt, Uneigennützigkeit und hoher Vaterlandsliebe ans den Zeiten der Römerrepublik aufbewahrt: sie verdienen allgemein bekannt und beherzigt zu werden, und darum will ich euch einige derselben erzählen.

9. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 194

1861 - Stuttgart : Hallberger
194 unter dem Schnee liegt. Mit den Füßen scharren sie den Schnee auf und heulen laut, um die Mönche und Laienbrüder zum Bei- stände aufzufordern. Um den ermatteten und erstarrten Reifenden schnell in's Leben zurückzurufen und stärken zu können, hat jeder von diesen Hunden am Halse eine Flasche mit starkem Branntwein, und sein Begleiter trägt einen warmen Ueberrock. Tressen diese Hunde auch nicht immer einen Lebenden an, so entdecken sie doch die Leiche, welche von ihren Freunden wieder erkannt werden kann, da die Ge- sichtszüge in diesem kalten Klima wohl zwei Jahre nach dem Tode noch kenntlich sind. — Einer dieser edeln Hunde, Barry genannt, trug eine Medaille, weil derselbe das Leben von 22 Personen ge- rettet hatte. Viele Reisende haben noch in den Jahren 1814 und 1815 diesen Hund gesehen und beim Wärmefeuer der Mönche die Geschichte seines wohlthätigen Lebens gehört. Er starb im Jahre 1816 bei der Begleitung eines piemontesischen Postcouriers, der gern baldmöglichst zu seiner, wegen seines langen Ausbleibens sich äng- stigenden Familie zurückkehren wollte, so sehr ihm auch die Mönche wegen des heftigen Sturmes davon abriethen. Von Sehnsucht nach den Seinigen getrieben, ließ er sich nicht aufhalten, und die menschenfreundlichen Mönche gaben ihm zwei Be- gleiter nebst zwei Hunden mit. Aber kaum hatten sie das Kloster verlassen, so wurden sie von zwei Lawinen bedeckt — und diese ver- schütteten auch unten im Thale die Familie des armen Postillons, die sich herausgewagt hatte, um dem Vater entgegen zu gehen. Einer dieser nützlichen Klosterhunde soll einst eine von einer La- wine verschüttete Mutter mit ihrem noch lebenden Knaben angetroffen haben, und das gute Thier ruhete nicht eher, bis der Knabe aus seinen Rücken stieg, damit er ihn in das Kloster zurücktragen konnte. 4. Azor. In den ersten Jahren der Besitznahme von Algier durch die Franzosen geschah es häufig, daß in der Nacht die Vorposten auf eine unbegreifliche Weise überfallen und ermordet wurden. Die Soldaten suchten daher herrenlose Hunde, die in allen muhameda- nischen Städten zu Hunderten herumlaufen, an sich zu ziehen, um sich derselben als Warner zu ihrem Schutze zu bedienen, und wirklich leisteten diese Hunde bald den Soldaten vortreffliche Dienste, indem sie bei Annäherung eines B eduineu in ein furchtbares Ge- heul ausbrachen und so die nahe Gefahr und die Gegend, woher sie kam, anzeigten. Ein junger Soldat Namens B achard (sprich Baschar) hatte eines Abends, als es schon dunkel war, mit seinem Hunde Azor den äußersten Wachposten bezogen. Es dauerte nicht lange, so hörte

10. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 201

1861 - Stuttgart : Hallberger
201 necken sich und spielen mit einander, können nicht singen, sondern nur zwitschern, machen Nester aus Schlamm und mauern sie ordent- lich an Dächer und Balken an, sind gerne bei Menschenwohnungen und Menschen, lieben diese mehr als irgend ein Thier der untern Klassen, und ziehen in Schaaren in wärmere Länder. Es ist, als ob einzelne auf der Heimreise nicht auf die andern warten können oder wollen; sie fliegen voran, kommen oft acht bis vierzehn Tage vor den andern wieder bei uns an, daher das Sprüchwort: „eine Schwalbe macht noch keinen Sommer," fliegen wieder fort, die an- dern einzuholen, und kommen mit diesen dann wieder. Wenn sie in voller Zahl da sind, ist es Sommer. Sie kündigen am Abend durch ihre heiteren, lustigen Flüge, einander wie Buben herumtrei- bend, heitere Witterung auf den folgenden Tag an. Kaum ein Vogel kennt seinen Nestplatz alljährlich so sicher wieder. Die Zug- kraft des Südens erweist sich an ihnen am allerstärksten, denn sie ziehen bis nach Senegambien, im westlichen Afrika, ins rechte Son- nen- und Glutland, wo die Sonne sticht und Alles verbrennen will. Sie müssen reisen; je weiter, je lieber! Man hat sie auf dem Meer bei tausend Meilen weit vom Lande angetroffen. Alles an ihnen ist Zug, — Reiselust und Ortssinn. Wer ohne ihren Sinn fände den Weg hin und her nach Afrika, nach Europa, nach Württemberg oder Hohenzollern, ins alte Dorf oder Stadt und Nest? Wie wird man aus dem äußern Anschauungsvermögen sich eine solche Erschei- nung erklären können? Der Mensch mit dem vollkommensten An- schauungsvermögen und Gedächtniß müßte unterwegs tausendmal fragen. Wie einzelne zu früh ankommen und sich in der Zeit verfehlen, so verspäten sich auch einzelne. Sie bauen Nester für sich. Sie bauen sie mit dem Schnabel, und dieser ist ihre Nadel, Scheere, Zange und Kelle. Sie kneten Heu, Stroh und Schlamm zusam- men. Den Schlamm holen sie in den Teichen, das Stroh in den Straßen. In die Rundung legen sie Wolle oder Moos. und was sie weiches für die zarte Jugend finden. Sie lieben die Jungen sehr. Aus dem Nest auf die Straße heruntergefallen, holen sie eins nach dem andern sorgfältig wieder herauf, und das Kindlein weiß sich recht gut an die Mutter zu halten. Die Schwalben müssen sich oft mit Sperlingen um den Besitz eines Nestes zanken; der Sperling will ein schon fertiges Schwalbennest lieber in Besitz neh- men, als ein eigenes bauen. Das sieht ihm gleich; er ist frech und unverschämt, wenn auch nicht faul, und erndtet immer, wo er nicht gesäet hat. Sie müssen auch oft mit der Uferschwalbe zanken, die überaus streitsüchtig ist, und einen Vorwand zum Hader an der Hecke abbricht. Man hat ja nur so lange Friede, als der Nach- bar will.
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